Krefeld plant großen Coup
Müller, der vor allem beim vorentscheidenden 1:0-Sieg am Freitag in Berlin eine Weltklasseleistung gezeigt hatte, ist der erste deutsche Stammtorhüter in einem DEL-Finale seit 1996. Damals standen in der rheinischen Endspielserie zwischen dem späteren Meister Düsseldorfer EG und Köln Helmut de Raaf und Peppi Heiß zwischen den Pfosten.
Den früheren Rosenheimer Goalie, der im Halbfinale nur durchschnittlich 1,75 Tore pro Spiel kassierte, sah auch Bundestrainer Hans Zach als Hauptgrund für den überraschenden Finaleinzug der Vorrundensechsten. „Ich freue mich für ihn persönlich“, sagte der Haie Coach, der den Endspielgegner in der Rheinlandhalle beobachtete: „Er ist den harten Weg gegangen, sein Charakter hat sich durchgesetzt. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass es in seiner Karriere so weitergeht.“
Den Meistertitel, den ersten für den traditionsreichen KEV seit 51 Jahren, will Zach seinem Nationaltorhüter allerdings vor der Nase wegschnappen. „Für mich persönlich hat der Titel gar keine Bedeutung, denn ich nehme mich selbst nicht wichtig. Es geht um die Mannschaft, die will Meister werden, und dafür werde ich alles tun“, sagte der Bad Tölzer, der sich zuletzt vor zehn Jahren mit der DEG die Eishockey-Krone aufgesetzt hatte.
Vom Finalgegner war Zach sehr beeindruckt. „Die Krefelder haben bisher überragende Play-offs gespielt. Sie sind kampfstark, diszipliniert und defensiv eine Macht. Das wird eine ganz, ganz harte Nuss für uns. Wir müssen gewappnet sein“, meinte der Haie-Coach und erinnerte an die Vorsaison, als die Kölner ebenfalls von Vorrundenplatz sechs zum Titel gestürmt waren.
Das Kölner Beispiel als gutes Omen für Krefeld? „Hoffentlich schlägt der Blitz zweimal hintereinander ein“, meinte Trainer Goring und registrierte schmunzelnd die Parallelen zum Vorjahr. Wie die Krefelder, die sich gegen die DEG und Berlin durchsetzten, schalteten die Haie im Viertelfinale den Vorrundendritten (damals die Pinguine) und im Halbfinale den Hauptrundenprimus (München) aus, ehe sie in der Endspielserie auf den Vorrundenzweiten (Mannheim) trafen. „Wenn wir wirklich Meister würden, hätten wir die ersten Drei geschlagen. Dann könnte keiner sagen, wir hätten es nicht verdient“, sagte Müller, der in Krefeld eine ungeheure Eishockey-Euphorie festgestellt hat: „Jeder Dritte spricht dich auf der Straße an. So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Große Enttäuschung in Berlin
Am liebsten überhaupt nicht mehr angesprochen werden wollten die Eisbären. Trainer Pierre Pagé, der sein Team für das Unternehmen Meisterschaft seit Play-off-Beginn in einem Hotel kaserniert hatte, ließ sich bei der Pressekonferenz entschuldigen. „Er musste ein bisschen raus an die frische Luft“, sagte Manager Peter John Lee und fügte mit leiser Stimme an: „Diese Niederlage ist nicht so einfach zu verkraften.“
Auch Nationalspieler Sven Felski gab nach der schwachen Vorstellung des Topfavoriten, der sich fast willenlos in sein Schicksal ergeben hatte, zu: „Die Enttäuschung ist sehr, sehr groß. Vor allem, weil wir dieses Jahr eine wirklich gute Mannschaft haben.„